Der deutsch-österreichische Gesellschaftstheoretiker und Sozialphilosoph Leo Kofler (1907-1995) war ein herausragender Vertreter des deutschen Nachkriegsmarxismus und eines deutsch-deutschen Linkssozialismus. Mit seinem Versuch, die marxistische Theorie den Erfahrungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsprechend weiterzuentwickeln und die sozialistische Linke auf die Höhe der neokapitalistischen Zeit zu heben, machte sich der an Max Adler und Georg Lukács geschulte „heimatlose Linke“ in den 1950er und 1960er Jahren zu einem wichtigen Vermittler von alter Arbeiterbewegung und Neuer Linker. Mit seinen zahlreichen Arbeiten zur marxistischen Theorie, zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft und zum Neokapitalismus, zur philosophischen Anthropologie und zur Ästhetik, legte er ein beeindruckend vielfältiges und noch immer beachtenswertes Gesamtwerk vor.