Europa und die Logik der Unterwerfung

Europa und die Logik der Unterwerfung

Autor: Thomas Metscher

 

Eine Kritik der Mythe Europa

Europakritische Analysen gibt es heute zuhauf. Meist werden sie von Nicht-Europäern vorgetragen. In Europa, dies ist die Einsicht, werden sie meist gar nicht oder nur entstellt zur Kenntnis genommen. In der Regel fungiert ‚der Westen’, wie die Ideologie der zivilisatorischen Achse Europa/Nordamerika meist genannt wird, als kulturelle Norm politischen und ethischen Handelns. Der Anspruch Europas auf kulturelle und intellektuelle Dominanz – was kritisch mit dem Begriff der ‚Mythe Europa’ zu fassen ist –  verdankt sich dem Tatbestand kolonialer Unterwerfung, die mit dem Siegeszug kapitalistischer Weltdominanz: dem Imperialismus als Empire zusammenfällt. Vergessen wird in der Regel, dass die dominierende Rolle des Europäischen in der Bildung der modernen Welt der doppelten Exploitation entspringt: der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft und dem factum brutum kolonialer Herrschaft, der dann auch nichteuropäische Kulturen zum Opfer fielen.

Das vorliegende Buch versucht, diesen Tatbestand genauer zu fassen als dies in der vorhandenen Literatur der Fall ist. Es fragt nach der Logik der Unterwerfung im kritischen Verständnis kolonialer Herrschaft, und es fragt, was hier ‚Mythe Europa’ heißt. Dabei setzt es sich in paradigmatischer Analyse mit einem vorliegenden Beispiel eines kritischen Europaverständnisses – Christian Meiers These des Zusammenhangs von Athen und Auschwitz – auseinander. Darüber hinaus macht es den Versuch, die Kultur Europas als dialektisches Phänomen zu erörtern – als Beispiel einer Dialektik der Kultur -, also  zu zeigen, dass die Kultur Europas neben der Logik der Unterwerfung auch Träger einer Kultur des Widerstands und der Befreiung ist. Im abschließenden Teil soll an Beispielen nichteuropäischer Literatur Kräften des Widerstands und der Befreiung das Wort gegeben werden.

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