Michael Wengraf in den Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft , Wien

Am 12. Mai dieses Jahres verstarb Werner Seppmann. Sein Ableben ist ein großer Verlust für die marxistische Philosophie bzw. Soziologie, ja für das Denken im deutschen Sprachraum überhaupt. In Anknüpfung an den marxistischen Denker Leo Kofler hat Seppmann es immer wieder auf einzigartige Weise verstanden, entscheidende Impulse zu geben. Ich selbst durfte z.B. sehr von seiner Auseinandersetzung mit Louis Althusser („Das Elend der Philosophie“) profitieren. In Wien und Graz war Seppmann einige Male als Referent zu Gast. Werner Seppmann war Vorstandsmitglied und zeitweiliger Vorsitzender der Marx-Engels-Stiftung sowie langjähriger Mitherausgeber der Marxistischen Blätter. Zusammen mit Ekkehard Lieberam hatte er die Leitung des Projekts Klassenanalyse@BRD im Rahmen der Marx-Engels-Stiftung inne. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur Sozialstrukturanalyse, Marxismusforschung, Ideologie-Theorie, Kritischen Gesellschaftstheorie, Klassenanalyse und Kultursoziologie. Werner Seppmann kam über den Zweiten Bildungsweg zur wissenschaftlichen Arbeit. Nach Abschluss einer Bäckerlehre folgte ein Studium der Sozialwissenschaften und Philosophie, das an der Ruhr- Universität Bochum mit der Promotion zum Dr. rer. soc abgeschlossen wurde. Im Zentrum seiner sozialwissenschaftlichen Arbeiten stand die Beschäftigung mit den ideologischen und kulturellen Reproduktionsformen spätkapitalistischer Gesellschaften. In diesem Zusammenhang spielt die Frage eine forschungsleitende Rolle, warum die offensichtlichen Widersprüche der Sozialentwicklung sich nicht in widerständigen Einstellungsmustern manifestieren, sondern die Betroffenen krisenhafter Umwälzungen sich scheinbar bereitwillig einem vermeintlichen „Schicksal“ fügen.

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